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Demnächst, auf einem Stückchen Land

Notizen von A bis Z

Ausgeschnitten aus Romanfragmenten, Briefen, Liedern, Geschichten.
Wut, Sehnsucht, Trauer. Aber auch Glück und Freiheit.

Welt gesehen, ertragen, geliebt, erlitten.
Was die Texte miteinander verbindet:
Das Alphabet. Als einzige verlässliche Ordnung.
So entsteht wie von selbst - Lakonie. Relativierung. Drastik.

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Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

A

Alle Monate des Jahres, aneinander gekettet.



Alle Unarten entdeckt, benannt, gebannt, aufgespießt.
Keine Zelle klüger geworden.
20. Dezember, Nacht



Alle Wünsche erfüllt. Glücklich?



Alle Ziele welken. 10. Oktober, 16:40 Uhr



Alleine am Ufer. Er stand vor mir, lächelte und widersprach mir nicht.



Alles da, sagen die Meister. Was meint Tantalus?



Alles ist heute verdreht. Der Pfeil wird in der Luft befestigt und jemand wirft eine Zielscheibe nach ihm. Notiert



Alles ist Phase. Auch ich.



Alp. Die Erde dreht sich mal schneller, mal langsamer, Winter und Sommer wechseln einander nicht ab, Mond und Sonne erscheinen mal ja, mal nein, die Flüsse verlassen ihr Bett, die Meere kennen das Ufer nicht mehr, die Sterne ziehen sich zurück.



Als hätten wir nie gesprochen, geplant, erkannt, gerungen - so ging er.
29. April 2014



Als ich am Türpfosten hing, fragte sie, ob ich noch einen Krapfen möchte. Notiert



Als ich begriff, dass ich verloren habe, wurde es ein guter Tag.



Als ich ihn das erste Mal sah, saß er im Schnee und aß ein Croissant. Klein, rote Haare, verklebte Augen. Hässlich, sagte der Nachbar.
Sie haben eine schöne, schwarze, mit sprühenden Augen. Darf nie raus.
Hauptsache sie schnurrt abends, wenn die Familie vor dem Fernseher sitzt.



Als ich ihnen vom Gold erzählte, staunten sie. Nachts, wenn ich schlief, gingen sie heimlich hin und fanden nichts.



Als ich vom Erdbeerfeld kam, war ich nicht sicher, ob es gut wäre, noch einmal zwanzig zu sein. Ob ich noch einmal verführbar wäre, noch einmal bestechlich, noch einmal korrumpierbar, noch einmal dies, noch einmal das.



Alte Zeiten.
Herausschwitzen.



Am 26. Mai: Ihre Kräfte weichen. Zurück bleibt ein feines Mädchen. Von 91 Jahren.



Am Schmerz kann man nicht sterben.



Am Ende kein Pfeil, kein Bogen, kein Schütze.



Auch die Vergangenheit kann heilen. Was Du nicht sagst.



Auch wenn es schon mal schwerer und mal schlimmer war, als heute - ich sage Dir, es war immer gleich schlimm. Wir halten Kontakt, ja?



Auch wenn ich mich in meinem Daunenbett wohlig räkele, während andere geschlachtet werden.



Auf dem Schneefeld. Alles Wissen ist eingewebt. Konto gesperrt. Kennwort vergessen.



Auf den Zehenspitzen stehen und schauen, dass man besser aussieht, als die anderen.



Aufgestanden am Morgen. Und schon ist es Abend.
14. Oktober 2010



Aus Angst, nichts zu bedeuten, behält sie, was sie nicht haben will.



Aus dir kann nichts werden. Du brauchst einen Mann, der dich ernährt.
So sprach meine Mutter.
Daran hatte ich nicht gezweifelt.
Es wurden fünf Ehen.



Aus stieg ein Mann mit Bart und wildem Gesicht.
Er trug einen weißen Leinenanzug. Zerknittert.
Nur Stille.
Großes Land.
Augen bis zum Horizont.



Außerirdische - sind wir selber.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

B

Bahnhof. Keine Ahnung, ob der Zug, in dem ich sitze, angekommen ist oder noch abfährt.



Bärchen hat heute entdeckt, was schon immer war. Stolz.



Basta! Jeden Morgen vom Tag überrascht und am Abend dastehen mit leeren Händen. No!



Begierde geht nicht am Tod zugrunde.



Beginne Ausschau zu halten.
Nach Größe, Gelingen. 27. Dezember



Begrabene Träume. Echos, so alt wie die Welt. Auferstanden aus moosigen Gräbern.



Bei aller Widerspenstigkeit war sie nur Untertan geblieben.



Beneide Karl nicht um sein Haus. Entweder er muss es noch aufgeben. Oder er hat es schon.



Besuch bei Hettes. Deutsches Ehepaar. Sie hat ihr Geheimnis. Er seine Programme. Dass ihm nur ja nichts ins Wanken gerät. Feste Gewohnheit. Kurze Gänge, Hüter der Dateien. Archivar.



Besuch bei Madame L. Sie hat einen kleinen Garten, der blüht freiwillig um das Haus. Sie hat auch einen Apfelbaum, der hält mir seine Früchte entgegen. Ihr Hund schiebt mir seinen Kopf unter die Hand, und doch ist mir so eng im Leib. Wohin ich auch renne, die Beine laufen dem Kopf nicht davon, dem Kopf, dem Hals, dem Herzen.



Besuch bei Tesch. Wohnzimmer. Tesch lehnt sich in seinem Biersessel zurück.
Und? Was machen Sie so den ganzen Tag?
Ich? Nichts.
Mich hüten, vor Ihrer Meinung, Ihrer Neugier.



Bin ein monogamer Denker.



Bin es leid, dauernd reden zu wollen.



Bin Schüler geworden. Viel gelernt. Vieles nicht.



Bin zerstritten.
Mit wem?
Mit Gott.



Blauer Salon. Nicht wahr? Wenn ich jetzt die Augen schließe und gleich danach wieder öffne, dann könnte der Spuk vorbei sein. In einem einzigen Augenblick. Oder?



Brauche mich, sonst nichts. Unbescheiden?
Brione. 8:55 Uhr, 10. März 2010



Brione
Es ist ein großer Unterschied,
ob ich mit dem Rücken zur Sonne stehe
oder mit dem Gesicht.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

C

Carla, Mensch in permanenter Aufregung.



Carmen: Es war eine rauschende Nacht. Und er war hübsch. Mehr nicht.



Charisma - weder Inhalt, noch Form.



Clara versucht täglich, den Keller in den vierten Stock zu tragen.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

D

D. stört nicht das grundlegend Falsche an der Existenz eines Schlachthofes.



Da ist ein grausiger Gott über Allem.



Da ist eine Frau, die sagt, ich sei ihr Kind. Doch ist sie meine Mutter?



Da wo Wunden waren, heilte er sie. Wo keine waren, riss er welche auf.



Da, wo die anderen sind, bin ich allein.



Da, wo ich herkomme, gibt es kein Lob für eine gelungene Tat. Hast Du etwas gut gemacht, freut man sich.



Da, wo nichts zu sehen ist als Blau, da denkt er sich seinen Gott.
Nach Feierabend.


Dämonen bessern sich nicht.



Darauf bildest Du Dir etwas ein? Gefunden zu haben, was schon da war?



Das Glück ist eingesperrt. Da draußen wird es seitdem gesucht.



Das große Weinen, das große Lachen.



Das kleine Mädchen zeigte mit dem Finger auf den Berg. Der ist schon hoch. Der fällt bald um.



Das letzte Mal, als es mir Freude machte, von der Sonne gebräunte Beine zu haben, ist länger her. Heute ist es egal, ob sie weiß oder getönt sind. Wenn die violett wären – egal. Der Mann sucht meine Nähe selten. Wenn es ihm mal einfällt, nachts – irgendwann. Und überhaupt ... Egal.



Das Nichts ist eine mathematische Größe, die ein Mensch nicht anstreben wollen kann, oder?



Das Universum - eine Kopie?



Das weiß keiner. Sonst wüsste es ja einer.



Das Weltbild der Welt?



Das, was wir suchen, wartet schon lange.



Dass die Unschuldigen unter die Schuldigen geraten sind, ist nicht zu verkraften.
7. Januar 2017



Dass es mir nie in den Sinn kommen möge, die guten Stunden mit ihm zu verdoppeln.



Dein Schicksal stand schon neben der Wiege. Ungesehen. Verstaubt. Ein dunkler Schatten. Hoffnung auf Erlösung.



Deine Nähe wärmt – und nimmt mir die Sicht.



Dem göttlichen Strahl war nichts beizubringen.



Dem Leben bin ich völlig egal!



Demnächst, auf einem Stückchen Land, das ich freihalten kann für die Liebe, sehen wir uns wieder.



Den Stern der Geburt hinter sich lassen.



Der Abgrund öffnet sich schnell.
Ein bisschen Aufregung,
ein bisschen Streit,
ein bisschen schlechte Laune,
ein kleiner Schreck über eine verpasste Gelegenheit.



Der Ausgang? Zwischen zwei Augenblicken.



Der Dackel beißt in das Kaninchen. Ich schreie. Das Kaninchen schreit.
Onkel Karl freut sich. Ein herrliches Jagderlebnis.



Der Fülle Herr werden.



Der Lebensweg ändert seinen Verlauf wie ein freier Fluss sein Flussbett. In der Spur, ja. Aber nicht gerade.



Der liebe Gott beschütze dich, mein Kind.
Der wird froh sein, wenn er mich los ist, Mutter.



Der Mann hinter dem Schalter, Mittelscheitel und Hasenscharte.
Er tut was er kann.
Die Frau vor mir will nach Hamburg. Ich auch. Seltsam - für vier Minuten sind wir drei verbunden.



Der Mensch hat 250 Millionen Rezeptoren in den Augen. Früher trugen die Armen keine farbigen Kleider. Nur Könige konnten sich Purpur leisten.



Der Mond, sagte das kleine Mädchen, ist der Vater der Sterne. Die Sonne ist die Mutter. Sonne und Mond, das sind die Eltern, nicht wahr, Papa? Und die Sterne, das sind die Kinder, nicht wahr, Mama?



Der Teufel ist eine arme Sau. Seine Tage sind gezählt.



Der Weg ist verborgen. Man kann ihn nicht verfehlen.



Der Winter vor mir. Ein dunkles Loch.



Der Zug fährt so weit, wie ich ihn schiebe.
15. Oktober 2014



Deutsch. Land mit schweren Lidern, wovon bist Du so müde?



Die Abwässer aus den Papierfabriken fließen alle in den Baikalsee. Die Perle Sibiriens, 1642 Meter tief.



Die alte Königin gibt sich bescheiden. Nur nicht weichen.



Die Aussichtslosigkeit auf Gewinn zog seine Lippen zum Strich.



Die dürre Kuh liegt, vor ihr der junge Bulle, wartet, bis sie wieder steht.



Die Einfalt der Tiere so zu benutzen.



Die Eltern streiten. Das kleine Mädchen stellt sich zwischen die beiden. Ihr habt beide recht.
Die Mama hat ein bisschen mehr recht.



Die Erde - ein Massengrab.



Die Erde dreht sich in den sechzehntausendeinhundertundfünfzigsten Tag seit der Stunde Null hinein, und wir fragen uns, ob es wohl ein Missverständnis gegeben hat.



Die Frau. Gechipt, entwurmt, geimpft.
2003



Die Geheimnisse verstehen braucht keine Zeit.



Die Geschichte der Menschheit - brutale Familiensaga?



Die Herrscher teilen sich unsere Herzen auf.



Die Jakobsleiter steht nirgendwo.



Die Katastrophen sind zum Glück weit genug entfernt von Deiner Badewanne aus Marmor, Deinen vergoldeten Wasserhähnen und Deiner Frau aus Perlmutt.



Die schlimmste Drohung? Unsterblichkeit im Diesseits.



Die schwarze Materie reflektiert kein Licht.
Und auch sonst gibt es keine Wechselwirkung zwischen der schwarzen Materie und dem Universum.



Die Stille sei lauter geworden.



Die Stunde der Dilettanten sei angebrochen. Darum rede ich.



Die Systeme fressen ihre Eltern.



Die Tage sind vorüber. Die Tage der Blumenbouquets, der Seifenblasen und der Lichterketten.
Was soll ich ihm sagen?
Jetzt, wo ich ihn bitte, den Umhang abzulegen, den weißen Stab zur Seite zu legen, das Kaninchen aus der verborgenen Seite des Hutes herauszuholen, die Musik leiser zu stellen und die Scheinwerfer zu dämpfen – ist er traurig, steht in der Tür, und weint.



Die Tochter der Madame. - Wer? - Die Tochter der Madame. Ihr krauses Haar steht vom Kopf ab. Die Lippen sind aufgesprungen. Das Hemd über der Hose nicht gebügelt. - Das ist die Tochter? - Ja.



Die Toten. Das sind wir. Wir?



Die Vereinigten Staaten haben 3351 Landkreise. Hat mir jemand erzählt.



Die Wahrheit macht viele Angebote. Urteilt nicht, wiederholt sich nur.



Die Wanzen und die Maden legen sich neuerdings den Bauern in die Hände und behaupten, auch ein Saatkorn zu sein. Notiert



Die Welt nehme sich doch enttäuschend aus, sobald man erkenne, wie dünn ihr Gewebe, wie laienhaft vernäht die Arschseite.



Dir gehört der Zirkus, und ich war Akrobat. Ein Königreich für Dein Lob, mein weißes Pferd für Deinen Beifall. Was warst Du mir wert? Ein Jahrzehnt der Verbiegungen. Jetzt schmerzen meine Waden, die Zehen sind verkrümmt und doch – bin ich keinen Zoll gewachsen in Deinen Augen. Ich leg Dir den Beifall in Deine Hände zurück, ja?



Dornröschen, in Lebensgefahr. Schneewittchen, auch.



Dort sterben die Kinder, Frauen gebären nach. Minutentakt. Im Stadion kreischen dreißigtausend Fans.



Du ächzt manchmal unter einer Last, die du dir lustvoll in Gestaltungskraft verwandeln solltest. E.



Du bist ein Haus, in dem niemand das Sagen hat.



Du bist so gut, wie Du sein könntest, wenn Du wärest, was Du bist.



Du bist so schön. Deine Schönheit ist nur ein wenig versteckt unter Deiner langen Oberlippe. Deinen Lidern. Sie ist nur ein wenig verborgen unter Deinem Buckel, dem kurzen Hals, dem dünnen Haar, der welken Haut.



Du willst ans Ende der Welt laufen? Dann warte ich auf Dich. Hier!



Durst tut weh.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text
Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

E

Ein altes Tagebuch gefunden, acht Jahre her. Grund genug, nicht aufzustehen?



Ein ganzes Leben verbraucht, um den Unsinn der Ahnen zu entwirren.



Ein Gräuel, die Tage, die so plötzlich einsetzen, morgens um sechs.



Ein großer Schmerz traf dich, begegne ihm groß.
Kleist, Penthesilea.



Ein Kinderherz in einer Kühlbox kostet so viel wie 50 kg Kokain. Gehört.



Ein König ist ein König ist ein König.



Ein Schweigen, wie ich es noch nie gehört habe.



Ein Töpfchen welkende Rosen reicht sie mir zu meinem fünfundfünfzigsten Geburtstag.
Schau, da sind überall Knospen, sie zeigt auf die winzigen Knötchen.
Du magst doch Rosen, oder?



Eine Art von Abseitigkeit.



Eine Ruhe, die ganz Tat ist.
Marcel Duchamp



Eine Tulpe wird auch unter den aller- allergünstigsten Bedingungen keine Rose.



Eine Wiese hören, einen Stein riechen, einen Gesang tasten.



Einem Mann flog der Hut vom Kopf, die Frau schrie auf vor Lachen.



Einen Finger lang und zwei Finger breit, ein Vogel auf dem Gartenzaun. Kann noch nicht fliegen. Im Baum gegenüber, von Blättern verdeckt, Zetern.
In Nachbars Garten räkelt sich die Katze.
Als sie mich sieht, kommt sie zu mir, klagend, streicht um meine Beine. Der kleine Vogel sitzt ruhig, die Eltern schreien. Die Katze schnurrt, ich dazwischen.



Eines hab ich mit S. gemein. Den Schmerz bei den Worten "Kurische Nehrung".



Eines Tages hatte sie alles benannt. Den See, das Haus, den Mann, die Tränen, den Weg, die Segel, das Meer. Nur ein Wort für sich fand sie nicht.



Eines Tages hielt eine Limousine vor der Haustür, er roch nach Armani, sein Anzug – Cashmere-Seide. Er hielt mir die Wagentür auf. Tiefe Sitze.
Wohin? Cannes? Paris? Monaco? Le Meurice, La Palme d’Or? Ein Abendessen bei Alain Ducasse? Das waren die Fragen.



Einsam, von einem Ungeliebten geliebt zu werden.



Eliza hat zum Essen eingeladen. Im Waschbecken liegt ein nacktes Huhn. Hals in den Bauch gesteckt. Im Topf Linsensuppe mit Eisstückchen.
Ich wollte sie gerade warm machen.
Sie hält einen kleinen Löffel in der Hand.
„Na? Ihr habt doch wohl nicht etwa schon gegessen?“
Eliza kichert. Verlegen.
Wir könnten ja auch zum Italiener gehen, oder?



Endokrine Verläufe seien nicht linear, sagte mir einer.



Er drehte das Fernglas scharf und sah, was auf ihn zukam. Zukunft.



Er fände es herrlich, dass ich nun endlich richtig handeln würde, sagte er und starrte in den Mixer.
22. August



Er hat das Lachen eines Braunkohlebaggers. Notiert



Er hat eingekauft. Zum Frühstück gibt’s Bier. Und Schnaps. Da lässt sich vieles ertragen. Auch Zweifel.



Er ist mir spät im Leben begegnet. So dachte ich, er sei vor meiner Ungeduld bewahrt.



Er ist nicht böse, höre ich mich sagen. Und weiß nicht genau, ob ich es so meine.



Er ist so sanft. Wohin ich mich wende, es ist immer genug Raum, um mich zu verlaufen. Er kocht heute. Sauerkraut und Kassler. Danke!



Er ist stark, er braucht nichts mehr.



Er ist abgereist. Das Bett bleibt zurück, der Flur, der Kater, die Frau.



Er kennt sich aus, Karl, kann mir alles erklären, sieht alles, hört alles, hat sein Leben im Griff. Und schau: diese Eigenschaften fehlen mir. Alle.



Er ließ keine Gelegenheit aus, andere zu berichtigen. Er war sicher, dass es nur eine Wahrheit gibt, und das war seine.



Er rief sie an. Sklavengeschlecht, nehmt euren Platz ein, mitten im Feindesfeld, und baut ein neues Land. Ein Land, in dem sich kein Kind mehr fürchten muss, kein Tier mehr gequält wird, kein Baum, kein Strauch, kein Stein, kein Fluss, kein See, kein Meer.



Er rüttelt am Gewissen der anderen wie damals. Nur sein Gesicht ist dünner, die Haut über den Wangen gespannt, das Haar schütter, die Lippen schwarz. Er ist älter geworden. Ein Jahr ist vergangen, seitdem ich ihn das letzte Mal sah, die Schritte kürzer, der Gang vom Bett zum Bad - länger. Wer bleibt, wenn er geht?



Er sagt, er fühle sich wie ein Bahnwärterhäuschen, in das ein Lastwagen gefahren ist.



Er sagt, es wäre eine gute Ehe geworden, wenn die Kuh kein Karpfen gewesen wäre.



Er sagt, gib dem Konrad zehn Gegenstände und nur acht Schubladen – und Du treibst ihn in den Wahnsinn.



Er sagt, ich zeige Dir den Klatschmohn, und Du malst mir die Lilie.



Er: Meine Frau ist nicht eifersüchtig. Sie pflastert die Straße mit Nägeln und sagt: Fahr doch!



Er schlief neben mir, ich lag wach.
Nicht so dankbar wie damals. Als der Kirschbaum blühte. An meinem siebten Geburtstag. Der Mond schien auf die Blüten. Und sie leuchteten.



Er sei froh, niemanden umgebracht zu haben in diesem Leben.



Er soll sich überwinden?
Er hat sich noch nicht einmal entdeckt.



Er versteht nicht, warum ich nicht glücklich bin unter blauem Himmel und bei regem Appetit.



Er: Es nähert sich der Taifun!
Sie: Du bist so negativ.



Erfahrung - Parodie auf die Idee?
Goethe



Erst ich mich finden, dann Du mich.



Ertrage, dass du getragen wirst.



Es gibt eine Milliarde Monarchfalter. Sie übertreffen die Fähigkeit ihrer Ahnen um das Vielfache. Fliegen 905 Stunden bis zum Winterquartier. Hab ich mal gelesen.



Es gibt eine Unschuld vor der Schuld. Und es gibt eine Unschuld nach der Schuld.



Es gibt eine Wasserbüffelstaffel, wusste ich nicht.



Es gibt Menschen, wenn Du mit denen eine Verabredung hast - dann sind sie da. Sind sie nicht da, sind sie tot.



Es gibt so viele Arten, auf Welt zu reagieren: Abwenden, angreifen, hineinstürzen, verachten, belächeln, verhöhnen, genießen.



Es gibt so viele Arten zu schweigen. Aber erst, wenn Lilia schweigt – dann wird es wirklich still.



Es ist alles so lächerlich. Und zugleich quälend.
Samstag, 12. Dezember



Es ist an der Zeit, wieder Ursache zu werden. Statt?



Es ist gut, wenn es gut ist, vorher nicht.



Es ist jetzt gut. Und friedlich. Die Einsicht in die Aussichtslosigkeit – ein Segen.

23. Januar



Es ist lange her, da sah ich sie zum letzten Mal. Fünfzehn Jahre ist es her. Sie ist nicht gealtert, nur ich, ich habe seither dreitausendfünfhundert Flaschen Wein getrunken. Um sie zu vergessen.



Es ist nicht auszudenken, was Gott aus Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm überlassen.

Blaise Pascal



Es ist nicht wahr, dass wir gerettet werden. Du musst aufstehen.



Es reicht ihm für sein Glück, keinen Ärger zu haben mit seiner Frau.



Es wundert mich, dass Sie an Gottes Liebe glauben.



Essen, gequältes Leben.



Euter bis auf den Boden, Rippen, die man zählen kann, von weitem.
Tiere in Panik, der Acker geplündert. Die Frau an der Wursttheke wiegt sich im Takt. Karnevalslied.



Evakuierungsplan.



Evolution. Von wo nach wo?

F

Familienabend.

Heute schauen wir uns einen Film an. Du magst den Film nicht. Ich mag ihn auch nicht. Also? Schauen wir ihn an, oder?



Finsternis - kann nicht das Schlusswort sein.



Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können.



Forte dei Marmi.



Frag die Toten nicht.



Frag mal die Tiere unter der Theke, wie sie dahin gekommen sind. Dass niemand einen Verdacht hat.



Freiheit - ist schrecklich, sagte der Mann, der sich alles kaufen konnte.



Freundlich, gläubig, brutal.

Raoul Friedrich.



Froh über jeden Satz, den ich auftreiben kann. Es war ein mühsames Jahr.



Früh mit Gott gehadert.



Früher sei er dem Verlauf der Straße gefolgt. Heute zöge er die Straßen hinter sich her, sagt er.



Füge dich.



Fünf Minuten nur. Und schon sind zwei Stunden vergangen. So stolpere ich durch die Tage. Überall zu spät.



Fünfter Tag mit Gucci.
Es gibt keine Frage, dass es keine Frage gibt.



Fünfzig Grad im Schatten, die jungen Löwen hungrig. Blick über das Land. Die Antilopen beginnen zu rennen. Mütter. Das Jüngste kommt nicht mit. Blut an den Tatzen. Die Natur, schwärmt Karl.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

G

G. Er sammelt alles, und kann nichts gebrauchen.



Gadamer: „Weil wir nicht imstande sind, das Ende mit dem Anfang zu verbinden, darum sterben wir. Die Zukunft schmilzt am Ende ein.“



Gebe ich ihm den kleinen Finger, nimmt er den ganzen Arm. Reiche ich ihm den ganzen Arm – lässt er ihn fallen.



Gefühle wie Wetterlagen.



Gehöre einer Rasse von Schwachsinnigen an.



Gehört: Seine Freundin unterstützt ihn im Rückwärtshochsprung an der Wand.



Geiseln der Ewigkeit. Pasternak



Geist ist kalt, wie die Luft auf einem sehr hohen Berg.



Gelernt von Murksel: Kopfstoßen ist wichtiger als Futter. Futter erst nach der Begrüßung.



Geräucherter Fisch, noch warm. Und dazu Vronis Salat aus dem Bauerngarten. Dankbarkeit.



Geröstetes Brot, Speck und Gurke.



Geschrei über die Milchpreise. Nicht über die Kuh, wenn ihr Euter den Asphalt streift.



Gestern Abend. Dem Wahnsinn näher als der rechten Einschätzung. Es ist gut so. Bin wieder unterwegs.



Gestern haben wir zum letzten Mal das weiße Zelt aufgezogen. Das war sehr mühsam, vor allem, weil es kalt geworden war, die Finger so klamm, die Seile haben uns Risse in die Haut gezogen. Ich wünschte so sehr, Du wärest dieses letzte Mal bei uns gewesen. Ich wünschte, Du hättest sie kommen sehen, den Berg hinauf, durch den Nebel. Hunderte. Und niemand sprach ein Wort.



Gestern mir eine dünne Lippe gedacht und eine Kerbe zwischen den Brauen.
Heute ist es besser geworden. Die Verformung hat aufgehört.



Gestern mit Hans im Kino. Ein Kultfilm, haltlos, wie die Welt.



Gestern. Das ist zehn Jahre her.



Geträumt: Ich lebte auf einem Hügel. Unterhalb des Hügels ein Dorf.
Es kam ein großer Regen, ein großer, großer Regen. Als ich morgens aufwachte, war kein Dorf mehr da. Das Wasser stand auf den Dächern. Blasen stiegen auf, nur Blasen. Ich war der letzte meiner Art.



Getrennte Einheiten durchdringen einander. Ohne sich zu streifen.



Ghetto. Nur wer einmal entkommen wollte, hat es gemerkt.



Gib mir große Blätter, Mama, damit ich die Freiheit malen kann.



Gibt es auch Hürden auf dem Weg bergab?



Gibt es ein Gesicht der Hände?



Gibt es einen Himmel im Himmel?



Glück. Ein Zeitsprung.



Gnade trifft immer auf dem linken Fuß.



Gott - Sammelbegriff.



Gott ist gütig, er verzeiht mir, dass ich mir wehgetan habe.



Gott ist mächtig! schrie der Kaplan, es war sein letztes Argument.
Ja, er hält alle gefangen.



Gott sei Fleisch geworden.
Warum hat er sich und uns das nicht erspart?



Gott zur Rede stellen.



Gott, ich zweifle an Deiner Güte.



Gott, Kerkermeister, schaut zu, wie wir uns winden.



Gräm Dich nicht. Es kann sehr wohl ein Starker am Boden liegen, und ein Schwacher steht aufrecht daneben.



Gustav ist überrascht, dass sein Leben vorbei ist.
Woher so plötzlich?



Gute Nacht, Mama.
Träum ein Häschen und ein Schaf.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

H

Habe das Glück kennengelernt, bin untröstlich.



Habe den Himmel kennengelernt, bin untröstlich.



Habe eine Sprache für die Niederung. Keine für die Höhe, sagte er. 14. Juni



Habe jeden Fehler gemacht, den ich finden konnte.



Habe mich verkämpft.



Halte Undenkbares aus, nenne es „entzückend“, und bedanke mich für Unentschuldbares.
Was ist geschehen? 4. Oktober 2010



Hans würde mich niemals verlassen. Dazu ist er zu träge.



Hans. Ich weiß seinen Kopf in den Wolken. Manchmal fällt mir von oben ein Wort in die Hände, ich verspreche ihm, es gut aufzubewahren.
Wie gerne wäre ich ihm heute auf Augenhöhe begegnet.
Von gestern noch liegen Teile von mir im Zimmer verstreut, das tut mir leid. Ich werde sie wegräumen, ich weiß ja, wie wichtig ihm Ordnung ist.



Hans, mein Hans, einer, der am liebsten Slowfox tanzt, den meine Fragen langweilen, Hans, der auf die Uhr schaut, wenn ich mit ihm spreche, der nur darauf wartet, dass ich endlich verstumme. Ihn, nur ihn geliebt.



Hans, unsere Welt, die rollt sich in sich selber ein.
Bis sie keine Luft mehr bekommt.



Hast Du einmal die Wahrheit gefunden, findest Du sie überall wieder. Geheimnis.



Hast Du schon einmal die Stoßzähne von einem Narwal gesehen?



Heilige Nacht. Du weißt, einer geht vorn, einer hinter Dir.



Heimweh. Weiß gar nicht, wonach.

S. 5. März



Hemmungslos ich selber werden.



Herr. Neben den Säulen aus Granit stehe ich, wärmer als sie und nicht so fest, ich wanke. Die Maße der Kathedrale machen mich schrumpfen, wie winzig willst Du mich denn?



Herrlich, die Sonne. Zehn Stunden am Stück. Kein Baum weit und breit, kein Strauch. Warmes Wasser, abgestanden, im Tank. Das Gras verbrannt. Klarer Himmel, Sonnenschein. Vierzehntagetrend. Wundervoll. Zaun gezogen. Neben mir tickt was. Schwarzer Kasten. Wehe dem, der mit seiner Nase den Draht berührt. Dann zischt das Fleisch.



Heute am Strand seine Muskeln... Bis die schlaff sind, bin ich uralt, dachte sie, nahm ihren Hut ab und legte ihn auf den Tisch, traurig.



Heute auf einer matschigen Weide ein Fohlen. Augen ohne Schuld. Warum schäme ich mich?



Heute ein Bild gesehen. Von einer Katze. Darunter steht "Schäferhund". Na und?



Heute eine Blume so lange angeschaut,
bis ich sie gesehen habe.



Heute ist Marie eine Träne ausgefallen. Weil sie geweint hat. Sagte das kleine Mädchen.



Heute wirst Du sterben. Sagen sie.
13:47 Uhr, 20. April



Heute zwei Hüte gesehen. Tauschten Visitenkarten aus. Das lässt mir keine Ruhe.



Heute zwei Lämmchen gesehen. Dicke Marken in den Ohren, so schwer, dass die winzigen Öhrchen an den winzigen Köpfchen herunterhingen.



Hin und wieder kreuzen sich unsere Blicke, freundliches Desinteresse. Wunderbar. Mir fehlt nichts, wenn er sich nicht für mich interessiert.



Höllisches Duo. Neid und Wille. Angst und Gier. Sonst noch was?
7. März 2011

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

I

Ich bezweifle, dass wir leben.



Ich bin niemand und weigere mich, jemand zu sein.



Ich brauche Nichts. Aber das brauche ich.



Ich brauchte nur ein einziges Mal seine Stimme hören, um zu wissen, was Gesang ist.



Ich dachte Dich als Zenith meines Lebens. Du warst der Nadir.



Ich erinnere mich an ihren Geruch, Rose und Jasmin. An ihr helles Lachen. Ich erinnere mich an das Geräusch ihrer Kleider, wenn die Stoffe aneinander rieben. Ich erinnere mich an den Schlag ihrer Absätze auf den Steinböden, wenn sie eilig war. Sie war immer in Eile, solange ich mich zurückerinnern kann. Alles an ihr war eilig. Alles war wichtig und die Luft um sie brannte. Ich verehrte sie, stumm. An den Tagen, an denen sie zu Hause blieb, holte ich meine Puppen und Kamm und Bürste und nahm zu ihren Füßen Platz. Ich wollte bei ihr sein.
Manchmal verreiste meine Mutter. Dann stand ich oben am Fenster, während sie in den Wagen stieg. Sie winkte zu mir hinauf. Ich zog nur den Mund in die Breite. So konnte sie glauben, dass ich lachte. Aber ich lachte nicht. Ich hing an ihr.



Ich fand keine bessere Ordnung als das kleine Einmaleins.



Ich finde mich kaum zurecht. Wenn ich nicht ab und zu meinen Namen sage, wüsste ich ihn schon nicht mehr.



Ich fühle mich verkleidet. Verkleidet verlasse ich das Haus, verkleidet kehre ich zurück, verkleidet gehe ich schlafen, verkleidet wache ich auf. Meist.



Ich fühle mich wie ein Sparbuch, in das jemand eine Million eingetragen hat. Nur der Name ist gelöscht. Notiert



Ich habe keine Angst, sagte die Frau, und verwechselte die Tasse mit dem Handstaubsauger.



Ich habe keinen Konflikt, der Konflikt hat mich.



Ich habe mich an seinen Stillstand gewöhnt. Es ist jetzt gut. Ich könnt' mich nicht mehr umgewöhnen.



Ich habe mich nie geschont. Ich bin in jede Falle gelaufen.



Ich habe noch nie eine hässliche Blume gesehen.



Ich hatte mich noch nicht, da hatte ich schon Dich.



Ich hätte nie Sprache gelernt, wenn du mich verstanden hättest.



Ich hoffe, dass wir zusammenbleiben, wenn wir auseinandergehen.



Ich kann es nicht verheimlichen und ich kann es nicht offenbaren. Patt.



Ich kannte eine Frau, die starb, um sich scheiden zu lassen.



Ich kannte so viele Sieger.



Ich kenne keinen, dem der Schweiß auf die Stirn tritt über fremdes Leid.



Ich könnte das ganze weitere Leben neben ihm sitzenbleiben.
Ohne Zeit zu verlieren.



Ich lass mir die Trauer über Deinen Weggang nicht nehmen, nein, lass ich mir nicht.



Ich lasse mich überhaupt nicht mehr erpressen von meinen eigenen Plänen.



Ich mache mir Sorgen um Hans. Was wird er tun, wenn er in Dunkelhaft kommt? Er hätte ja gar nichts zu überdenken.



Ich räum die Trümmer weg der Jahre, in denen ich zu Dir eilte, alles hinter mir lassend, um Dich zu begleiten.



Ich sage ihr jeden Tag, dass ich sie liebe, und ich finde nicht, dass ich mich dabei wiederhole.



Ich sage: Mal mir die Schönheit Deiner Frau.
Er schickt mir Fratzen mit Bart.
Ich frage, was er damit zeigen will.
Ja, ja, ich bin auch nicht zufrieden.



Ich sah ein Löwengesicht. Erschöpft vom Kauen.



Ich setz ein Leben ein. Da sind Komplimente unangebracht. Andere Liga.



Ich sitze vor meinem Leben wie vor einem Guckkasten, in dem nie etwas geschieht. Und geschieht doch einmal was, dann hab ich es mitgebracht.



Ich verspreche ihnen gar nichts.
Steine und Brot.



Ich war schon gestorben, da war ich noch gar nicht geboren.



Ich will nicht mehr schuften. Ich will tätig sein.



Ich will nie so weit gekommen sein, dass ich über diese Welt nicht mehr weine.



Ich würde gerne in die Tiefe kommen, wo das ist, was mich schmerzt.



Ich würde Kühe züchten, die Elektrozäune durchbrechen.



Ihr Gesicht geschrumpft unter der Haut. Vom Alter umrahmte Kinderaugen.



Ihr Könige sonder Zagen, ruht sanft, wir halten Wacht. Der Glanz aus alten Tagen erleuchtet uns die Nacht.
I. Gaibel?



Ihre Blicke schweifen ab. Er muss sich etwas einfallen lassen.
Wie wäre es mit einem kleinen Scherz? Mit einer lustigen Geschichte? Oder mit einer interessanten Betrachtungsweise? Einem bemerkenswerten Angebot? Einem langfristigen Kredit? Einer außergewöhnlichen Gelegenheit? Wie wäre es mit einem besseren Anzug? Oder einem neuen Hut?



Im Jenseits spricht man auch deutsch, oder?



Im Namen der Meere zeige ich Dich an.



Immer auf der Suche nach jemandem, den ich bewundern kann.



Immer weniger. Immer besser.



In all seiner Schwäche stand er ein für eine Welt ohne Qual.



In China befindet man die Organe der Falun Gong Sekte für besonders geeignet. Unfreiwillige Spender.



In Dankbarkeit. Für ihren Zauber.



In den letzten Korridoren verteidigte er namenlose Mörder, ich war dabei.



In den Western reißen sie die Mäuler der Pferde blutig, sieht lässig aus, von weitem.



In denselben Brunnen steigen wir und steigen wir nicht. Wir sind es und wir sind es nicht. Heraklit



In einem gemütlichen Lokal hinter der Theke, ein Mann mit verschmierter Schürze. Und, was darf es sein?
Matjes mit Kartoffelsalat und ein Glas Weißwein.
Und dann draußen in der Sonne sitzen, an einem der Holztische und dem Wasser zuschauen. So dachte ich.
Neben mir löffelt eine Frau mit Pelzmütze eine heiße Fischsuppe.
Vor mir mein kalter Fisch, mein kalter Kartoffelsalat, mein kalter Wein. Die Sonne gibt kein bisschen Wärme ab, Finger klamm, Wein kühlt den kalten Magen, dazu der kalte Matjes und der kalte Salat. Im kalten Herbstwind.



In mir ein Leck. Darüber Dein Name.

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J


J. Ein Kind durch die Wolken gefallen.



Ja oder Nein? Ganz ehrlich? Weder noch.



Je älter ich werde, desto ähnlicher seh’ ich mir. Wo das wohl enden mag?
Was, wenn ich demnächst sogar aussehe wie ich selber?



Je ärmer die Genvielfalt, je anfälliger für Verhaltensstörungen.
Zitat



Je mehr vom Nichts, desto größer die Kraft. W.H.



Je verletzender die Kritik, je stolzer der Kritiker. Hab ich erlebt.



Jeden Abend endet das Leben.



Jeder 8. Mensch hungert. 2016 Jahre nach Christus?



Jeder Kampf um einen guten Platz im Leben ist beendet, dachte sie. Und überhaupt – verbrachte sie die Tage mit leichten Gedanken.



Jedes Mal, wenn ich mich anlehnte, begann ein Sturz.



Jetzt bedroht uns das Wetter schon. Lust der Medien.



Jetzt gehst Du für immer. Schwester, Tochter, Mutter wollte ich Dir sein. Du mir Vater, Bruder, Sohn. Nichts ist uns gelungen.
13:47 Uhr. 20. April, Dienstag, 2010



Jolandas Kuh
Die Nachtigall im Käfig
Hund an der Kette



Juni. Und schon sind die Blätter müde.

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K

Kakao, Brot mit Honig, und die Frage, wozu bin ich geboren. Guter Morgen.



Kam nach 50 Jahren vor Deine Haustüre, froh, Dich zu sehen. Verstehe Zeit nicht. Zu langsam?



Kann gar nicht so viel schlafen, wie ich müde bin.



Kein Proviant für den Rückweg.



Kein Tag ohne Tränen. Kein Tag, an dem es nicht aus den Augen tropft.



Keine einzige äußere Maßnahme stört das grundsätzlich Falsche.



Keinen Tag mehr aus den Händen lassen, dachte sie.



Keines Mannes Frau, keiner Mutter Tochter, keiner Tochter Mutter mehr. Sein.



Klarheit: Ich weiß ja nicht, wer ich wirklich bin, vielleicht bin ich ja auch der Andere. Aber wer ist das nur wieder? Wer ist der Richtige? Und da ist ja noch ein Dritter.



Kloster auf Zeit: Eintreten, hinsetzen, abwarten, klar werden, aufstehen, heimgehen.



Komme ich in deiner Liebe zu mir überhaupt vor?



Körper - Supertalent.



Konrad. Sind Sie sicher, dass der Himmel Sie belohnt,
wenn Sie die Hälfte von sich leugnen?



Krank. Und doch noch immer stark genug, um alles an die Wand zu fahren.



Kurzgedacht: Ein Clown ist fröhlich, ein Bettler arm, ein Verliebter glücklich.

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L

Laboratorium, das es uns erlaubt, dieZukunft neu zu erfinden.



Lange Wochen, ja Monate. Der Atem des Todes zog Fäden durch die Zeit.



Langsame, langsame Drehung. Allein. 22. April



Lass Dich nicht dahinraffen.



Laurus 18. April 2012



Leben in einer Nussschale. Offene See.
Die Nussschale gut eingeteilt zwischen ihm und mir.



Leben zwischen Unwillen und Wohlgefühl.
Schiffschaukel.



Leer gegessen die Weiden. Alle Tieraugen verspeist.
Der Sommer ist vorbei. Die Felder kurz geschnitten. Jetzt steht noch der Mais. Morgens um acht scheint die Sonne schräg auf das Land.



Leg die Orange auf den Boden.
Geheimsprache der Sklaven.



Leonardis gibt es auf der Welt wie Sand am Meer. Leonardis sind Menschen mit einem vollen Terminkalender, dem neuesten Tablet, einem klaren beruflichen Ziel.
Leonardis stehen an der Bar als wär’s ein Stück von ihnen.



Leute, die sich damit beruhigen, dass es ihnen besser geht als anderen, sind mir ein Rätsel.



Leute gibt’s, die springen von der Brücke, um nicht aufgeben zu müssen.



Letzter Gedanke gestern Abend: Ist das eine ächzende Welt.



Li Ping, Maler aus China. Ein Leben lang nur ein Motiv.



Ließe der Stein sich erschüttern, würde er Risse bekommen. Ließe er sich erweichen, würde er fließen.



Lilia. Jeder Versuch, sie zu kränken, scheitert. Sie erreicht weder Urteil noch Lob. Ihr Blick beginnt über den Dächern und endet in der Schwerelosigkeit.



Lustig? Unsere Geschichte dreht sich. Im Kreis.

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M

M. über H.: „Sein Lächeln kommt noch nicht in den Augen an.“



Mama, bist Du auch mit Goethe befreundet?



Mama, pflück die Blumen nicht. In den Augen blühen sie länger.



Mama, wohnt da ein König?



Mami, Du zauberst mir ein Lächeln aufs Gesicht, das bereits heiter war. Ja, Schlösser beginnen tatsächlich in der Luft! Nachricht von J.
18. September 2003 um 12:44 Uhr



Man kann nicht von einer Dimension auf die nächste schließen.



Manchmal geht jemand die Straße entlang, dann ist sie wieder leer. Hin und wieder bellt ein Hund, dann ist es wieder still. Zuweilen verlässt sie das Haus, läuft die Straße hinunter, hinaus, in die Felder. Da macht es nichts, wenn sie hin und wieder kurz aufschreit, es hört ja niemand.



Mein Leben, geheime Qualen, die ich mir tapfer weg rede.



Meine Sätze werden immer kürzer, wann werden es nur noch Silben sein? Und irgendwann nur noch ein weißes Blatt?
2. Oktober



Meiner Hündin. Jahre schlief ich nicht besser, als neben ihr in der Mittagssonne, traumlos unter den Bäumen.



Mit S. zu viel geredet. Er fragt, ich antworte. Tödliche Beflissenheit.



Mit Schweinsbraten gefüllter Mann singt Halleluja.



Mittwoch, kein Tag.



Möhren mit Honig und Butter anbraten.



Müdigkeiten, die ich nicht mehr wegschlafen kann, sind vorbei.



Mutig, wach, untauglich werden!



Mutter, fragte das kleine Mädchen, wann habe ich Geburtstag? - Im Juli. -
Der Juli ist mein Freund.

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N

Nach dem Leben hoffe ich, einmal auszuschlafen. An einem Sonntag vielleicht.



Nachtwache werden wir halten, sag ihr das. Und jeder wird den anderen behüten. So wird es sein. Sag ihr das.



Nett, dass Du gekommen bist, sagt er. Neben ihm steht die Mülltonne.
Ich komme irgendwann mal nach M. Oder Du kommst mal wieder her, sagt er.
Seltsam: Da, wo kein Weg zu weit war, ist jeder Schritt zu viel. Da, wo die Sehnsucht zehrte, jedes Wort überflüssig. Auch ein wenig Langeweile ist dabei.



Neu ist alles. Auch die Vergangenheit.



Neue Frisur, keine Augen.



Nicht können - höchste Tat.



Nicht reinfallen auf den Lindwurm der Argumente. Der Wurm hat seinen Kopf in Deinem Herzen und sein hinteres Ende ist dreimal um die Erde gewickelt.



Niemand mehr da. Mein Tag, meine Stunden. Komme vor Glück nicht in den Schlaf. Bin ein Mensch allein, ein einziges Jetzt.



Nimm ihm das Urteil, und er schreit nach seiner Brille. Notiert



November. Andächtig sterben werde ich nicht. Gott gebe mir die Kraft, wütend zu sterben.



Nur meine Wahrheit, meine eigene, kleine, ausgeschnittene aus der ganzen Wahrheit.

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O

Ob es Grabsteine gibt, im Jenseits, für diejenigen, die geboren werden?



Ob ich ein Opfer bringe, oder keine Lust mehr habe? Unterschied.



Ohne die schwarze Materie würde die Schwerkraft nicht ausreichen, um die Galaxien zusammenzuhalten, die Sterne würden versprengt.



Omi band mir Kränzchen ins Haar. Gänseblümchen und Löwenzahn.
Nein war mein liebstes Wort. Unter dem Tisch saß ich und weinte über alle Ungerechtigkeit.



Orangefarbener Morgen, verschwiegene Vergangenheit, Nebelgänge.

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P

Papa, ich bitte Dich, dass ich nicht ins Bett will.



Paradox: Wie kommt es, dass Menschen mit kleinen Eimern gestrandete Wale mit Wasser beträufeln und andere sie ein paar Hundert Meter weiter in Treibnetzen verenden lassen, dass die einen nachts Frösche über die Straße retten und andere sie tonnenweise fressen?



profit, people, planet, drei Worte, die mit p beginnen.

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Q

Quadrille. Die Reiter tragen Hüte aus Texas. Unter ihnen schwitzen kleine, scheckige Pferde. Das Publikum kaut Bockwurst. Wer freie Hände hat, der klatscht im Takt. Draußen haben sich die Berge zurückgezogen, kein Laut durchdringt den Lärm, und den Abend erreichen wir mit Hilfe des Bieres.

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R

Renato ist zornig, und nichts geschieht. Nicht einmal der Hund schaut auf. Die Kinder schlafen, der Mond scheint, der See ist ruhig. Ist das nicht tröstlich?



Reue - Schicksalswäsche.



Richtig handeln. Für die Ewigkeit.



Rote Beete in Honig, Thymian, Knoblauch.



Rotes krauses Haar, dazu passend roten Lamborghini.

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S

Sag ihnen, sie sollen den Bärenmantel anziehen, den mit dem Riss, durch den das Gold schimmert.



Sandkorn im Universum und doch mit so viel Herzklopfen?



Säulen, die aneinander lehnen?



Schau, aus dem Frühling wachsen die Blumen heraus. Sonst wird der Frühling nicht schön, sagte das kleine Mädchen.



Schaue ihm beim Sprechen zu. Verwundert. So viele Konsonanten?



Schlafe den Rest des Lebens aus.



Schon lange nicht mehr so salzig wie damals, der Geruch von Strand und Welle, doch denk ich mir dabei keinen Verlust.



Schon wieder ein Tag.



Schönheit - Frage des Geschmacks?



Schütze, die Dich schlagen.



Sehnsucht nach der Unschuld des Honigs.



Sehnsucht nach Kinderliedern und Wintermärchen.



Sehr geehrter Herr Doktor, ich hoffe, Sie sind mir nicht böse. Heute Morgen habe ich Ihre Medizin in den Ausguss gekippt, die Verbände gelöst, die Decke zusammengefaltet, die Krücken zerbrochen. Ich bin aufgestanden von dem Plätzchen im Erker, gegen die verhusteten Stunden in dem Häuschen am Waldrand, gegen die zahllosen Tassen Kamillentee. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld, für Ihre Mühe und ich hoffe, Sie sehen es mir nach, dass ich jetzt gesunde.



Sein größtes Problem: Der Konjunktiv.



Sein wütendes Durchbrechen aller Regeln - Platzangst.



Seine Blicke brannten ein Loch in die Haut.



Seine Nähe stört mich, seine Nähe tut mir gut, verstehst Du?



Seitdem alles gesagt werden darf, ist Wahrheit nicht mehr durchzubringen.



Selbst in der rasenden Zeit gibt es Beständigkeiten. Glyptothek.



Selbstmord der Nutztiere.



Senk den Arm, öffne die Faust. Es ist gut. Der Krieg ist aus! Besiegt sind alle. Moshe, Sirikid, Stanislaw. John, Carlo. Der Kampf verloren. Oder gewonnen. Je nachdem.



Sie braucht keine Sorge zu haben, dass sie das Ziel nicht findet. Es war das Erste, das sie kannte, bevor sie es verloren hat.



Sie ging, ohne sich umzudrehen. Ich sah ihr nach. Lange. Sie hat es nicht bemerkt. Den Blick nach vorne gerichtet. Dahin, wo sie Leben vermutete. Später in den Wiesen konnte ich das Grün nicht mehr finden. Abgerissen. Abort. Abgetrieben. Alle Worte, die mit A beginnen. Wie die Beine, der Rücken.



Sie glauben nicht an Gott?
Ich wehre mich gegen ihn.



Sie hat Augen, als wäre nie etwas passiert, was über Montag, Dienstag, Mittwoch hinausgeht.



Sie hatte dramatische Hände.



Sie kannte keinen Schützengraben, keine Nationalhymne, keinen Sieg und keine Niederlage. Sie wusste nichts von verstümmelten Leibern und vergewaltigten Müttern, kannte nicht Hunger, nicht Kälte. Sie wusste nichts von Luftschutzkellern und Gefangenschaft, sie hatte keine Angst, als Liebermann sie durch die zerbombte Stadt trug. Ja, dieser Krieg war zu Ende, als sie drei Jahre alt war. Sie trug ein kurzes Kleid aus blauem Samt, Butterblumen ins Haar geflochten, das fand sie schön.



Sie manövriert jeden Konflikt in die Katastrophe. Kunststück.



Sie nimmt sich das Hauptwort der Welt und schmückt sich damit: Liebe.



Sie riss den rotbemalten Mund weit auf und schrie vor Lachen.



Sie versuchte alles richtig zu machen. Auch das Falsche.



Sie wollen nicht sterben. Weil sie keine Erfahrung mit dem Glück gemacht haben.



Sie wollte wissen, wie viele Sonnen es gibt. Dann haben wir zusammengezählt und wir kamen auf eine beachtliche Anzahl:
Die Sonne der Kinder. Die Sonne der Maler. Die Sonne der Gärtner. Die Sonne der Dichter. Die Sonne der Gobi. Die Sonne der Schildkröten, die Sonne der Eisbären, die Sonne der Braunbären, die Sonne der … Und welches ist die Hauptsonne?
Da konnte ich ihr keine Antwort geben.



Sie wusste immer, was sie wollte, ich nie.



Sieben bis zehn Milliarden Euro würde es kosten, den Kölner Dom zu bauen.



Sind wir die Erfinder der Welt?



So hoch hinauf kann man gar nicht ziehen, das Tal holt dich ein.



So viel kann ich gar nicht heizen, wie mir kalt ist.

So viel kann ich gar nicht liegen, wie ich müde bin.



So viel kann ich gar nicht staunen, wie ich sehen kann.



So viel können wir gar nicht schuldig sein, wie wir büßen müssen.



So viel kann ich gar nicht saufen, wie ich saufen müsste, so viel kann ich gar nicht rauchen, wie ich rauchen müsste, so viel kann ich gar nicht reden, wie ich reden müsste, so viel kann ich gar nicht schreiben, wie ich schreiben müsste, so viel kann ich gar nicht schreien, wie ich schreien müsste, so viel kann ich gar nicht schweigen, wie ich schweigen müsste.



So viel, wie sie backt, kann sie gar nicht essen.



Sonderschüler der Ewigkeit.



Sonst greift die Welt Dich beim Schopf und zerrt Dich in den Tag.



Spät. Wenn der Garten gejätet, die Fliesen geschrubbt, die Wäsche gelegt, die Löcher geflickt, die Hemden gebügelt, die Teller gewaschen, die Kinder gebadet, die Kleinsten gebettet, die Lichter gelöscht – schiebt sich ihr Mann über sie. Hände, Arme, Schultern, Becken, Bauch – unerbittlich.
Geste der Gezeiten. Jahrhundertemüde.
Lass mich, sagt Mariechen.
Nichts da, sagt Kurt.



Spuren von Unschuld findet man noch in der Lombrive, auf dem Montreal des Sos. In den Merseburger Zaubersprüchen, dem Versteck von Laurin, an Bachläufen und Felsvorsprüngen, bei Maria, Johannes, Markus, Thomas und anderen Namenlosen.
Spuren findet man nicht dort, wo Berichtenswertes geschieht.



Statt ihm zu helfen - bewunderten sie ihn. So ergeht es den Königen.



Stellen Sie sich nur vor, die Welt wäre ein Haus - wie dann? Im Keller Folter, Parterre Mast, erster Stock Hunger, im Dritten Diät. Meinen Sie nicht, die Stockwerke gehören zusammen?



Stöhnend sank er in ihre Arme.
Ach Gunhild.
Ich heiße Erika.
Wie bitte?
Ich heiße Erika.
Ja, Gunhild, sagt er.



Streit.
Das Bärchen verplempert meine Phantasie. Wenn ich die Sonne male, dann sagt sie, es sei keine Sonne.
Das Bärchen wird wütend: Und? Wie wird denn die Sonne gemalt? Doch mit zwei Augen, einem Mund und einer Nase und mit Strahlen.
So male ich sie ja auch.
Na also.



Suche (zwischen Karpfen und Champagner) nach Weihnachten.
Sol invictus.



Süßlippe, Moräne, Schwarzpunktrochen, Adlerrachen. Schülerin der Verzweiflung.
10. Juni, 16:40 Uhr



Supermarkt. Alles da. Christus, Maria, Eon. Alle Heiligen im Sortiment.

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T

Täglich freue ich mich auf seine Ankunft. Auch dann, wenn ich noch 20 Jahre warten müsste.



Tätig werden, ohne Hoffnung auf Gewinn.



Tausche Seele gegen Euro.



Tausend Namen. Welcher ist meiner?



Tod und Geburt. Dazwischen keine besonderen Vorkommnisse.



Töten, um zu leben?
Sag an!



Trio infernale.
Denken, Fühlen, Wollen.

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U

Über allem das Grauen, er könnte mir zu nahe kommen. Grenzen niederreißen. Ordnungen unter sich begraben. Sich ausbreiten in meinem Schlaf. Meine Gedanken zuschütten mit seinem Wissen. Meine Fragen überhören, meine Einwände niederschreien.



Über G.
Wie gerne wäre ich bei Dir geblieben. Aber Du warst nicht da.



Überall ist Hier.



Überall findest Du Besseres als hier. Was Du aber hier findest, findest Du nirgendwo.



Um in der Hölle zu sein, brauche ich keinen Zweiten.



Und lebte ich im Schatten der Gizeh
oder zu den Füßen der Akropolis,
unter den hängenden Gärten Babylons,
zwischen den Säulen der Artemis,
es würde sich nichts ändern.



Und, wie klont man Gewissen?



Ungestört klagen dürfen.



Universeller Asylant.



Unliebsame Investoren,
unaufgeregte Tonlage,
drastische Veränderungen,
belastbare Forderungen.



Untröstlich in schlaflosen Nächten.



Unverwundbar jung.



Unzählbar, die Stunden zwischen Mittwoch und Samstag.

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V

Vergangenheit nicht mehr. Zukunft noch nicht. Leben im Korridor. Zugig.



Verlernt zu sterben.



Verletzte Greifvögel zeigen keine Schmerzen. Um zu überleben.



Verweilen, zwischen Rosenthal, Lalique und Plaudereien. Fünfzig Jahre. Ist doch nicht lang.



Viel zu viel. Gegessen, getrunken, gelacht, getrauert, geglaubt, geklagt, gejammert, vertraut, gelernt, gesungen, getanzt, geübt, gescheitert, gesiegt, verloren, gekauft, gelöst, gedacht, gemacht, gemeistert, gefreut, versprochen, und nun?



Viele Taschen, Papiere, Strümpfe, Socken, Schuhe, alles verteilt, finde nichts, werde lauthals beraten. Finde trotzdem nichts.



Vier Stunden auf meiner Uhr sind niemals vier Stunden neben ihm.



Vierundzwanzigster Zwölfter 1956 – festlich, Kerzen, Kristallgläser, das gute Porzellan, Aufschrei von Mama, als sie das Paket des Vaters öffnete, eine weiße Pelzmütze.



Von Mondkräften, sagt der Vater, sind wir umklammert. Das versteht sie nicht.



Von wem sprichst Du, wenn Du von Dir sprichst?



Vor Silvester kommt doch Ostern, nicht wahr?
Nein, erst kommt Silvester und dann kommt Ostern.
Aber voriges Jahr war erst Ostern und dann Silvester.



Vor zwanzig Jahren wurde er geboren, keine Ahnung von sich, keine Ahnung von ihr, gestern hat er geheiratet, eine dralle Frau mit Doppelkinn und breitem Hut.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

W

Wann habe ich zum letzten Mal gar nichts vorgehabt?



Wann werden wir nicht mehr aneinander verdienen müssen.



Wäre der Himmel nicht so blau und das Wasser nicht so klar und der Strand nicht so weiß und die Leute nicht so freundlich und der Garten nicht so üppig, dann wüsste ich vielleicht, warum ich so traurig bin.
Dein Mann fehlt Dir! Sagen die Leute.
Deine Katze fehlt Dir! Sagen die Leute.
Deine Standuhr mit Westminster Gong fehlt Dir! Sagen die Leute.



Warum ich Henry G. dankbar bin. Er hat mir nicht einmal, kein einziges Mal einen Rat gegeben.



Warum lacht sie?
Will geliebt werden.



Warum soll ich in ihrem Tümpel schwimmen? Sie nicht in meinem Meer?



Warum steht der Gral nicht auf dem Küchentisch?



Was geschieht? Ist nicht so schlimm.
Wenn man in Jahrmillionen rechnet.
Aber was, wenn in Schmerzeinheiten?



Was Gott für Sonntagabend vorgesehen hätte?



Was heißt hier Eile? Ich falle.



Was ich mir wünsche. Tagesthemensprecher, denen die Haare zu Berge stehen, verstörter Blick, rote Lider und einen Dreitagebart.



Was ist die Wahrheit? Wenn Dir ein Elefant auf den Fuß tritt, stehen bleibt, Dich anschaut und fragt: Na?



Was ist Dir wichtig?
W.H.: Jeder Tag.



Was ist Mitleid?
Spiegelneuronen, sagt G.



Was machst du Silvester? Meine Hunde beruhigen.



Was meinen Sie? Wie viel Raum braucht eine Lerche, wenn der rechte Flügel gebrochen ist?



Was mich zur Räson bringt? Zahlen.



Was soll ich mit Bewusstsein? Lieber blöd.



Was war vor dem Gedanken?



Was wird man über dieses Wort in dreihundert Jahren denken? Gewinnmaximierung.



Was wird man über uns sagen in einhundertundfünfzig Jahren?



Wasser und Unschuld: Unbesiegbar.



Weiß Gott, was er tut?



Weißt Du noch, wie oft Du uns rufen musstest, wenn wir auf der Sandbank spielten?



Weit hinter meinen Möglichkeiten zurückbleiben.



Weiter geht das Schweigen. Unter allen Worten hindurch.



Welches Licht bringt die Sterne zum Leuchten?



Wenn die Erde gefüllt wäre, würden wir herunterfallen, sagte der Mann und trank sein Glas auf Ex.



Wenn Eisenstein eine Straße filmte, dann hast Du diese Straße nie zuvor gesehen, auch dann nicht, wenn Du selbst dort Dein ganzes Leben verbracht hättest.



Wenn es Streit gibt zwischen Haffner und ihr, dann weiß sie, warum es ihr schlecht geht. Wenn es keinen Streit gibt zwischen Haffner und ihr, dann weiß sie nicht, warum es ihr schlecht geht. Darum streitet sie lieber mit Haffner.



Wenn Hans nach Hause kommt, wird mir schwindelig. Er kommt zu früh, zu früh. Er kommt zehn Jahre jeden Abend zu früh.



Wenn ich dem Lächeln von Marie glauben darf, dann ist die Erde dick und rund und trägt ein Licht in ihrem Bauch verschlossen.



Wenn ich den Trost der Quelle nicht habe, dann habe ich noch Pralinen.



Wenn ich Dich gewähren lasse, was wird aus den anderen? Wenn ich Dich fallen lasse, wo fällst Du dann hin?



Wenn ich die Augen schließe, kenne ich ihn. Wenn ich die Augen öffne, wundere ich mich, wie er aussieht.



Wenn ich einen Satz sage, sagt sie tausend, also sag ich keinen.



Wenn ich so aussähe, wie ich mich fühle, dann hingen mir die Haare in die Suppe, die Haut in Streifen das Gesicht herunter.



Wenn niemand, dann ich.



Wer der Hydra den Kopf abschlägt, darf nicht plaudern.



Wer ich bin? Das werde ich heute noch entscheiden.



Wer kann die Kiste ziehen, in der er sitzt?



Wer keine Pause macht, kommt aus dem Takt.



Wer nicht einmal an seine Grenzen gekommen ist, der ist nicht weit gekommen.



Wer nur Geld verdient, verdient nur Geld, oder?



Wer sagt uns, dass das Weltall größer ist als ein Wassertropfen?



Wer sagt uns, dass die Sterne keine Löcher sind, durch die der Himmel scheint?



Wer Schuhe kaufen will, geht nicht zum Bäcker.



Wer sich nicht verantwortet, schrumpft.



Werde Euer Gast sein. Zuweilen. Nur kurz. Dann störe ich Euch nicht. Ihr glaubt, ich sei traurig. Ihr täuscht Euch. Ich bin froh.



Wie ein angelegter Kahn, meine Stunden.



Wie gerne weiß ich, dass Du meine Tochter bist.



Wie kommt der Jäger und Sammler nach Delphi?



Wie lange noch? Nach schwerer Nacht ein Morgen. Noch einer, den ich nicht kenne. Ketten um die Füße. Was immer ihr tun werdet. Ich werde nicht dabei sein.



Wie leid ich Stürze bin.



Wie oft wurde ich geboren?
Als ich den Himmel kennenlernte,
als ich die Hölle kennenlernte,
als ich Dich kennenlernte,
als ich mich kennenlernte.



Wie schnell Du auch bist. King Kong ist schneller.



Wie sie in ihrer Verlorenheit dastand, sah sie wunderschön aus.



Wie sie ist?
Schutzbedürftig, despotisch, naiv, durchtrieben, intrigant, kränkend, ängstlich, eitel, herzlich, gütig, aufmerksam, achtlos, hilfsbereit, kaltherzig. Klar?



Wie wird der Gute den Bösen strafen?



Wie viele Augen kannst Du verschließen?



Wie werde ich erleuchtet?
Alles aufgeben.
Wie viele Tage?



Wieso wachsen Drachenköpfe nach, wenn man sie abschlägt?



Willst Du etwas vor dem Vergessen retten, verteile es.



Wir atmen auf einer drehenden Kugel. Das All ein. Das All aus.



Wir hätten gar keine Zeit, Geld zu verdienen.



Wir lernen für die Ewigkeit.



Wir sind alle Bettler.
Letzte vier Worte von Martin Luther



Wir sind alle Schmerzpatienten.

Wir sind ein Fleisch, höre ich den Priester sagen. 
Schweres Los.



Wir sind frei?
Wovon?



Wir sind nicht einmal Anfänger. Aber wir könnten ja noch solche werden, oder?



Wir sind nicht von dieser Welt. Aber wir haben es versucht.



Wir waren zehn Jahre alt. Trockene Lippen gegen einander gepresst. Wie sollten wir wissen, wie man küsst?



Wo ist die Puppi?
Im ersten Stock.
Das kleine Mädchen geht in den Garten.
Wo ist er denn?
Wer?
Der erste Stock?



Woher weiß ich, dass ich lebe?



Wollte mich heute Morgen ärgern. Ging nicht.

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

X

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Y

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text

Z

Demnächst, auf einem Stückchen Land: Text
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